24.04.2025 therapie LEIPZIG

Neurorehabilitation hautnah: Selbstständigkeit wiedererlangen

Vor fast vier Jahren geriet das Leben von Sophie S. aus den Fugen. Nach einem Fahrradunfall lag die damals 25-Jährige im Wachkoma. Die Prognose war schlecht. Heute spielt die junge Frau wieder Klavier, singt und kann kurze Strecken laufen. Neuroplastizität heißt die Fähigkeit des Gehirns, sich sowohl funktionell als auch strukturell neu zu organisieren. Wie man die Mechanismen der Neuroplastizität in der motorischen und kognitiven Rehabilitation nach Hirnschädigungen effektiv aktivieren kann, zeigt Sophie gemeinsam mit anderen Patienten sowie ihren Physio- und Ergotherapeuten in der Sonderschau „live PRAXIS neuroreha“ vom 8. bis 10. Mai 2025 auf der therapie LEIPZIG. Im Zentrum stehen Robotik-, Computer- und Virtual-Reality-gestützte Systeme, kombiniert mit weiteren evidenzbasierten Verfahren. Organisiert wird die Sonderfläche von THERAMotion Maik Hartwig, einem der modernsten Therapieinstitute für Neurorehabilitation.

„Sophie ist eine Kämpferin. Sie hat schon mehr erreicht, als jeder nach ihrem Unfall für möglich gehalten hätte. Und sie kämpft weiter!“, betont ihre Mutter Nicole S., selbst Ergotherapeutin. Zwischen dem 29. Mai 2021, dem Tag des Fahrradunfalls, und heute liegen für Sophie S. und ihre Familie mühevolle Jahre voller Physio- und Ergotherapie, Logopädie, hartnäckigem Üben und viel Hoffnung. Sophie musste alles neu lernen, vom Essen, Schlucken, Sprechen bis zu Bewegungsabläufen. 14 Monate lag sie mit Schädel-Hirntrauma im Wachkoma, war nach der Klinik in Rehabilitationseinrichtungen. Im August 2022 holte ihre Familie sie nach Hause. Damals konnte sich Sophie nur mit Nicken oder Kopfschütteln verständlich machen.

Intensives Training für die Rückkehr in den Alltag

Freunde hatten die Crowdfunding-Kampagne #bringSophiehome im Internet organisiert, um Geld für einen behindertengerechten Umbau ihrer neuen Wohnumgebung bei ihren Eltern in Königswinter bei Bonn zu sammeln. Fast 80.000 Euro kamen zusammen – unter anderem für den Einbau von rollstuhlgerechten Türen, einen Lift, ein barrierefreies Bad sowie ein entsprechendes Fahrzeug. Bis zu ihrem Unfall hatte Sophie in Darmstadt gewohnt, in einer Diabetesambulanz gearbeitet. „Mein Ziel ist, wieder dort arbeiten zu können“, erklärt die gelernte Kinderkrankenschwester. Dafür trainiert sie jeden Tag, hat außerdem mehrmals Intensivwochen bei THERAMotion Maik Hartwig absolviert. Dabei werden drei Mal pro Woche fünf- bis sechsstündige Übungseinheiten durchgeführt – zum Beispiel mit robotischer Gangtherapie, im Exoskelett oder mit funktioneller Elektrostimulation (FES) zur Aktivierung zerstörter Nervenverbindungen und Therapie von Lähmungen. „Das war unheimlich anstrengend, hat mich aber weit vorangebracht“, so Sophie.

Mit Ehrgeiz und Ausdauer

Unterstützt von den Eltern, den drei Geschwistern und Freunden erobert sich Sophie Stückchen für Stückchen ihrer Selbstständigkeit zurück. Sie kann wieder fließend sprechen, auch wenn ihr noch ab und an Wörter fehlen. „Ich schreibe inzwischen wieder mit der rechten Hand, obwohl ich rechts noch weniger Kraft habe“, berichtet die 28-Jährige. In der Wohnung und zum Einkaufen um die Ecke braucht sie meistens keinen Rollstuhl mehr. „Noch langsam, noch nicht besonders weit, manchmal noch unsicher, aber ich kann laufen! Und sogar Treppen steigen. Und ich kann mein Bad selbst putzen, ab und an für meine Familie kochen und mich schminken“, freut sie sich. In ihrem „alten“ Leben spielte Sophie Klavier und Gitarre. Das Musizieren lernt sie nun wieder neu und singt zudem im Chor der Kirchengemeinde. „Vieles geht ihr zu langsam – Sophie ist sehr ehrgeizig und ungeduldig. Deshalb übt sie viel, zum Beispiel Feinmotorik und Ausdauer“, sagt ihre Mutter Nicole. Zwölf Stunden am Tag hilft eine Assistenzkraft Sophie im Alltag, jeweils einmal pro Woche geht sie zur Logopädie und Ergotherapie, dreimal wöchentlich zur Physiotherapie.

Therapie- und Fördermöglichkeiten bekannter machen

Sophie S. und ihre Mutter Nicole sind in der Sonderschau „live PRAXIS neuroreha“ auf der therapie LEIPZIG zu Gast. „Ich freue mich darauf, neueste Therapieansätze kennenzulernen und mich mit anderen auszutauschen“, hebt Nicole S. hervor. „Außerdem sollen die vielen Therapie- und Fördermöglichkeiten, die es in Deutschland zum Glück gibt, auch in der medizinischen Fachwelt und bei den Kostenträgern viel breiter bekannt werden – denn noch ist der Zugang zu oft von Zufall oder Kontakten abhängig. Dabei lohnt es sich, Menschen wieder in die Selbstständigkeit zu bringen. Die therapie LEIPZIG kann helfen, dies zu ändern.“ Sophie gibt in der Sonderschau an allen drei Messetagen live Einblick in ihren Therapiealltag. „Das wird ein intensives Training für mich – eine Superchance, weiter vorwärtszukommen“, unterstreicht sie. In diesem, spätestens im nächsten Jahr möchte sie wieder in eine eigene Wohnung ziehen. Und sie will die Inhalte ihrer Ausbildung neu lernen – denn durch den Unfall hat sie ihre Erinnerungen auch daran verloren.

Moderne Neurorehabilitation in der Praxis erleben

Exoskelette, Gangroboter mit Pertubationstraining (= spezielles Stolpertraining), computergestützte und Virtual-Reality-Systeme für die ganzheitliche Behandlung der oberen und unteren Extremitäten sowie der posturalen Kontrolle (= Gleichgewicht) in Kombination mit aufgabenorientierter gerätegestützer Therapie im Live-Betrieb – auf der Sonderschau „live PRAXIS neuroreha“ baut THERAMotion Maik Hartwig, eines der modernsten Therapieinstitute für Neurorehabilitation, eine Behandlungspraxis mit rund 20 Hightech-Geräten für neurologische und neuroorthopädische, ICF*-orientierte Behandlungen und Assessments (= klinische Diagnostik anhand von zuverlässigen, wirksamkeitsnachgewiesenen Befunden) auf. Die Sonderschau lässt hautnah am Therapiealltag von Patientinnen und Patienten teilnehmen – von Befund bis Therapie. Ergänzt wird die in die therapie LEIPZIG eingebettete Sonderfläche durch Produktpräsentationen namhafter Hersteller. Hintergrundinformationen, unter anderem mit neuesten Entwicklungen im Bereich der ICF-orientierten Digitalisierung, liefert ein Podium mit Kurzvorträgen, öffentlichen Diskussionen und Fallbeispielen. Dort werden unter anderem Sophie S. sowie ihre Mutter Nicole von ihren Erfahrungen berichten.

* ICF = International Classification of Functioning, Disability and Health (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) ist ein internationales Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Damit lassen sich die Folgen, die eine Erkrankung auf die Körperfunktionen, Aktivität und Teilhabe eines Menschen hat, einheitlich und standardisiert erfassen und beschreiben.

Einmischen, nachfragen, diskutieren: Sonderschau lädt zum Austausch

„Wir freuen uns sehr auf den fachlichen Austausch auf der therapie LEIPZIG!“, erklärt Maik Hartwig, Fachdozent für Neurorehabilitation, wissenschaftlicher Fachprüfer an der IU (Internationale Hochschule), Fachbuchautor sowie Gründer und Inhaber von THERAMotion und ergoseminar. „In den letzten Jahren sind die Akzeptanz und das Interesse an Robotik-, Computer- und Virtual-Reality-gestützten Therapieverfahren in der Neurorehabilitation massiv gestiegen, bei Therapeuten als auch bei Patienten. In unserer Sonderschau kann jeder live beobachten, wie effektiv der Einsatz solcher evidenzbasierter, also in ihrer Wirksamkeit nachgewiesenen Behandlungsmethoden bei verschiedensten Krankheitsbildern ist – von Schlaganfall über Schädel-Hirntrauma bis Long Covid. Dies kombinieren wir mit klassischen Therapieverfahren mit interner Evidenz, denn Erfahrung und Technik schließen sich überhaupt nicht aus!“ Letztlich zähle, was die Patientinnen und Patienten erreichen möchten und auf welchem Weg dies am besten realisierbar ist, sagt Hartwig und ergänzt: „Einmischen, nachfragen, diskutieren sind in der Sonderschau ausdrücklich erwünscht.“

Das Potenzial für therapeutische Interventionen ist groß, denn laut Statistischem Bundesamt (Destatis) lebten zum Jahresende 2023 rund 7,9 Millionen Menschen mit schwerer Behinderung** in Deutschland – 9,3% der Gesamtbevölkerung. 58% von ihnen mit einer körperlichen Behinderung. Ein Prozent der schweren Behinderungen waren nach Angaben von Destatis auf einen Unfall oder eine Berufskrankheit zurückzuführen.

** Als schwerbehindert gelten Menschen, denen die Versorgungsämter einen Behinderungsgrad von mindestens 50 zuerkannt sowie einen gültigen Ausweis ausgehändigt haben.

therapie LEIPZIG 2025_PM_Patientengeschichte Neurorehabilitation (DOCX, 400 kB)

Bewegungsabläufe neu lernen: Sophie S. trainiert bei THERAMotion Maik Hartwig, einem der modernsten Therapieinstitute für Neurorehabilitation. Auf der therapie LEIPZIG zeigt THERAMotion in der Sonderschau „live PRAXIS neuroreha“ moderne Neurorehabilitation im Livebetrieb.

Ansprechpartner

Tirza Berger
Pressesprecherin
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